Als Dwell Time wird die Zeit bezeichnet, die ein User auf einer Website verbringt, die er über die SERPs aufgerufen hat, bis er durch den “Zurück“-Button wieder zu den SERPs zurück gelangt. Die Dwell Time wird nur gemessen, wenn ein Webseitenbesuch von den SERPs aus startet und über den “Zurück“-Button wieder bei den SERPs endet. Damit unterscheidet sich die Dwell Time von der Verweildauer.

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Dwell Time vs. Verweildauer

Die Dwell Time wird sehr oft mit der Verweildauer gleichgesetzt. Allerdings liegen hierbei unterschiedliche Ansätze zugrunde. Während die Dwell Time die Zeit beschreibt, die vergeht, nachdem der User die Suchergebnisse verlässt bis er wieder auf die SERP zurück gelangt, ist die Verweildauer die Zeit, die ein Besucher im Durchschnitt auf der Website verbringt.

Beginnt der Besuch der Webseite also mit einer Google Suche und endet auf der gleichen SERP, dann spricht man von Dwell Time. Von der Verweildauer oder “Average Time on Site“ spricht man, wenn der Webseitenbesuch irgendwie endet, aber nicht wieder zu den SERPs zurück gelangt. Der Tab könnte beispielsweise geschlossen worden sein oder es wurde eine neue URL eingegeben.

Kontrovers diskutiert: Dwell Time als Rankingfaktor bei Google</>

Ist die Dwell Time ein Rankingfaktor bei Google? Diese Frage wird kontrovers diskutiert. Google selbst hat weder bestätigt, noch geleugnet, dass die Dwell Time einen Einfluss auf das Ranking hat. Es wird jedoch stark vermutet, dass dem so ist. Auf einer Konferenz 2017, sagte Google Brain Vorsitzender Nick Frost:

“So when search was invented, like when Google was invented many years ago, they wrote heuristics that had figure out what the relationship between a search and the best page for that search was. And those heuristics worked pretty well and continue to work pretty well.

But Google is now integrating machine learning into that process. So then training models on when someone clicks on a page and stays on that page, when they go back or when they and trying to figure out exactly on that relationship.“

(Quelle: https://www.seroundtable.com/google-brain-click-data-for-rankings-24441.html)

Sinngemäß sagt Frost, dass Google jetzt eine lernfähige künstliche Intelligenz einsetze, die das Userverhalten, also auch die Dwell Time, analysiert, um in den SERPs die relevantesten Seiten in den oberen Positionen anzuzeigen. Allerdings geht aus dem Zitat nicht deutlich hervor, ob Google lediglich die künstliche Intelligenz trainiert, um das Userverhalten zu analysieren oder ob diese künstliche Intelligenz wirklich dafür verwendet wird, das Ranking auf Basis des Userverhaltens zu verändern. Google Brain ist ein “Research Project“ von Google, das mit lernfähiger künstlicher Intelligenz arbeitet. Es ist nicht zuständig für den Ranking-Algorithmus. Daher ist dieses Zitat keine Bestätigung. Trotzdem festigt es die Vermutungen, dass die Dwell Time einen Einfluss auf das Ranking haben könnte.

Aber wie sinnvoll wäre es, die Dwell Time als Rankingfaktor zu verwenden?

Wenn ein Besucher auf ein Suchergebnis in den SERPs klickt und nur wenige Sekunden auf dieser Seite bleibt, bis er durch den “Zurück“-Button wieder zu den SERPs gelangt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass der Besucher nicht die gesuchten Informationen gefunden hat. Wenn viele Nutzer nur eine kurze Dwell Time auf dieser Seite haben, kann eine solche Annahme bestätigt werden. </><style=“font-weight: 400;“>Verweilt ein Besucher hingegen mehrere Minuten auf der Seite, dann hat er vermutlich die für ihn relevanten Informationen gefunden und liest den Text oder schaut das Video bis zum Ende. Es gibt jedoch einige Fälle, die bei der Dwell Time nicht berücksichtigt werden. Grundsätzlich wird gesagt, dass eine längere Dwell Time besser ist, da der Nutzer alles oder einen Großteil der Dinge gefunden hat, nach denen er gesucht hat. Sind aber auf einer Seite die relevantesten Informationen direkt ersichtlich, dann ist die Dwell Time mitunter sehr kurz, aber die Seite befriedigt dennoch das Informationsbedürfnis des Besuchers. Da die Dwell Time jedoch kurz ist, würde Google, wenn das ein Rankingfaktor wäre, die Seite schlechter ranken, obwohl der Inhalt sehr relevant ist.

Auf der anderen Seite könnte eine lange Dwell Time auch für schlechten Inhalt auf der Website sprechen. Wenn die Webseite zum Beispiel viel irrelevanten Inhalt aufweist und die relevanten Teile erst beim Lesen herausgefiltert werden müssen, dann verbringt der Nutzer eine längere Zeit auf der Seite, obwohl er auf der anderen Website in viel kürzerer Zeit die gesuchten Informationen gehabt hätte.

Optimierung der Dwell Time

Pauschal kann man sagen, dass eine höhere Dwell Time ein Signal für die Relevanz des Inhaltes und damit der Befriedigung des Informationsbedürfnisses ist.

Allerdings gibt es keine gezielte Einzelmaßnahme, die man ergreifen kann, um die Dwell Time zu optimieren. Die Dwell Time selbst wird durch einen unzufriedenen Nutzer negativ (Verkürzung der Dwell Time) beeinflusst. Somit muss ein Webseitenbetreiber alle geeigneten Maßnahmen zur Bedürfnisbefriedigung der Nutzer anstreben. Hierbei kann auch die Conversion Optimierung eine große Rolle spielen, wenn das Haupt-Keyword transaktionaler Natur ist. Mögliche Ansätze könnten dabei wie folgt aussehen:

  • Content Optimierung: Der Content sollte so viele relevante Informationen wie möglich beinhalten und die häufigsten Nutzerfragen beantworten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Besucher der Website sein Informationsbedürfnis stillen kann. Auch die Aktualität des Contents muss gegeben sein, damit der Besucher die Seite nicht schnell wieder verlässt.
  • Medien: Die Implementierung von Videos und Rich-Media-Elementen (Bilder, Audit oder Präsentationen) kann dabei helfen, die Verweildauer und ggf. auch die Dwell Time positiv zu beeinflussen.
  • Interne Verlinkungen: Wenn unter dem Artikel auf relevante Unterseiten oder ähnliche Artikel verwiesen wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer auf der Seite verweilt höher. Auch innerhalb eines Artikels sollte auf entsprechende interne Seiten hingewiesen werden.
  • Ladezeit-Optimierung (Pagespeed): Benötigt die Seite mehrere Sekunden zum Laden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Besucher zu den SERPs zurückkehrt groß.
  • Mobile Optimierung: Auch ein schlechter mobiler Auftritt kann zu einer niedrigen Dwell Time führen. Ist der Auftritt für Mobilgeräte optimiert, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Mobile User die Seite verlassen und wieder auf die SERPs zurückkehren.

Optimierung durch Manipulation

Es gibt auch Möglichkeiten, die Dwell Time zu manipulieren. Dazu gehört beispielsweise die Manipulation des “Backbuttons“. Diese manipuliert den “Zurück“-Button in einer Weise, die es dem Nutzer unmöglich macht, zu den Suchergebnissen zurückzukehren. Damit erhöht sich die Verweildauer und es gibt keine Dwell Time. Laut Google wird diese Manipulation nicht als negativer Rankingfaktor aufgefasst, allerdings kann man diese Art der Optimierung zum Black Hat SEO zählen, da es im Grunde eine Manipulation des Nutzers ist. Auch wenn es “legal“ ist und keinen direkten Einfluss auf das Ranking hat, kann eine solche Manipulation andere negative Konsequenzen nach sich ziehen. Zwar erhöht sich die Verweildauer ein wenig, jedoch kann eine solche Backbutton-Manipulation eine Dissonanz zwischen Nutzer und Unternehmen auslösen. Der Nutzer ist unzufrieden, empfiehlt die Seite nicht weiter und ruft sie in Zukunft nicht mehr auf. Dieses Verhalten ist bei den meisten Nutzern zu erwarten, sodass die Anzahl der wiederkehrenden Besucher der Seite abnimmt. Damit hat eine solche Manipulation, zumindest indirekt, negative Auswirkungen auf das Ranking. Ob eine Backbutton-Manipulation daher sinnvoll ist, ist vor allem vor dem Hintergrund, dass die Dwell Time kein offizieller Rankingfaktor ist, sehr fraglich.



Bedeutung für die Suchmaschinenoptimierung

Da umstritten ist, ob die Dwell Time ein Rankingfaktor von Google ist, ist diese für die Suchmaschinenoptimierung erst einmal belanglos. Allerdings kann die Dwell Time für die Relevanz des Inhalts der Seite sprechen. Auch wenn dies nicht immer der Fall ist, sollte der Inhalt überarbeitet werden, falls die Dwell Time sehr niedrig ist. Da Google seine Algorithmen immer wieder aktualisiert, ist es nicht auszuschließen, dass die Dwell Time zukünftig kein Rankingfaktor wird. Schlussendlich ist die Optimierung der Dwell Time nichts anderes als die Optimierung der Webseite und sollte als willkommener Nebeneffekt solcher Maßnahmen gelten.

Quellen

 

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